Lieber Product Owner: Du bist keine eierlegende Wollmilchsau (und das ist ok)
- Track A - Kubin/Thöny
- 14:30 - 15:15
- Jonathan Frankenberger & Ute Nause
- Talk
- Deutsch
Beschreibung
Der Product Owner gilt in vielen Organisationen als Dreh- und Angelpunkt agiler Produktentwicklung – Visionär, Kundenversteher, Backlog-Guru, Stakeholder-Manager, technischer Übersetzer, Team-Leader und nebenbei noch Business-Strateg*in. Kurz gesagt: eine „eierlegende Wollmilchsau“, die alles kann und alles weiß.
Doch diese Vorstellung ist nicht nur unrealistisch, sondern gefährlich. In der Praxis führt sie zu überladenen Rollen, überforderten Menschen und zu Produkten, die hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Die Kluft zwischen der schlanken Definition in Scrum und den überbordenden Erwartungen im Alltag ist oft enorm. Aus einem fokussierten Rollenbild wird ein Sammelbecken für alles, was sonst keiner machen will – vom operativen Klein-Klein bis zu strategischen Weichenstellungen.
Dieser Vortrag entlarvt den Mythos der „PO-Alleskönner*in“ und zeigt, warum er in vielen Organisationen zu Frustration, Ineffizienz und Burnout führt. Wir werfen einen Blick auf die typischen Dynamiken, die dazu führen, dass Product Owner zur Überlastungsfalle werden:
- Unklare Verantwortlichkeiten: Wenn nicht sauber definiert ist, wer welche Aufgaben übernimmt, wird der PO zum „Aufgaben-Mülleimer“.
- Unrealistische Erwartungen: Stakeholder, Teams und Führungskräfte fordern unterschiedliche Dinge – oft gleichzeitig und widersprüchlich.
- Organisatorischer Druck: Fehlende Entscheidungsbefugnisse zwingen POs in endlose Abstimmungsrunden.
- Fehlbesetzungen: Menschen ohne den passenden Hintergrund oder nur in Teilzeit in dieser Schlüsselrolle.
Wir zeigen anhand realer Beispiele aus unserer Arbeit als Agile Coaches und Berater*innen, wie diese Situation entsteht und warum gut gemeinte Strukturen – etwa RACI-Matrizen oder skaliertes Framework-Overhead – das Problem noch verschärfen können. In Organisationen, die ihre POs zum alleinigen Gatekeeper machen, verlangsamt sich die Produktentwicklung, die Prioritäten verschwimmen und die Motivation im Team sinkt.
Statt in dieser Spirale zu verharren, braucht es einen realistischen, menschlichen Blick auf die Rolle. In unserem Vortrag geben wir einen praxisnahen Einblick, wie wir mit Teams in verschiedenen Branchen gearbeitet haben, um den PO von der Überlastung zu befreien – ohne die Verantwortung zu verwässern. Dabei geht es nicht um ein idealisiertes Lehrbuch-Agile, sondern um wirksame Ansätze in der echten Unternehmensrealität – auch unter Legacy-Bedingungen, in Matrixorganisationen oder in groß skalierten Setups.
Mit einem Augenzwinkern, aber auf Basis harter Projekterfahrung, zeigen wir, wie man den Mythos der „eierlegenden Wollmilchsau“ endgültig beerdigt und stattdessen Strukturen schafft, in denen Product Owner:
– klar abgegrenzte Verantwortlichkeiten haben
– Entscheidungen treffen dürfen und können
– von einem starken, cross-funktionalen Team getragen werden
– ihre Energie auf das Wesentliche richten: den Kundennutzen
Unser Ziel: Den Blick weg von überzogenen Alleskönner-Erwartungen und hin zu einer gesunden, wirksamen Product-Ownership-Praxis zu lenken. So entstehen Produkte, die nicht nur ausgeliefert, sondern auch geliebt werden – von Kund*innen, Teams und Stakeholdern gleichermaßen.
Denn am Ende gilt: Auch die besten Product Owner sind nur Menschen. Und das ist gut so.

Jonathan Frankenberger
Jonathan Frankenberger, Jahrgang 1979, hat schon während seines Informatik-Studiums gemerkt, dass sich Software mit agilen Methoden meistens besser entwickeln lässt. Nach einem längeren Ausflug in die Wasserfall-Welt, arbeitet er seit 2016 wieder agil in unterschiedlichen Rollen, vor allem mit Scrum.
Aktuell unterstützt er als Agile Coach Produktteams bei BettercallPaul dabei, „bessere Wege zu erschließen, Software zu entwickeln“. Daneben beschäftigt er sich auch intensiv mit der Frage, wie Organisationen im 21. Jahrhundert aussehen müssen, um Teams eine gute Umgebung bieten zu können.

Ute Nause
Gesellschafterin und Geschäftsführerin bei BettercallPaul, ist seit 30 Jahren als IT-Beraterin und fachliche Chefdesignerin in Großprojekten tätig.
Ihre Leidenschaft ist es, mit Strukturierungsfähigkeit und Designkompetenz langfristig tragfähige IT-Landschaften zu gestalten.
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